Mission und Dekolonialismus
Shownotes
In dieser Episode von Reflex diskutiert Host Michèle Graf-Kaiser mit Dr. Amélé Ekué und Christoph Ràcz von Mission 21 über die komplexe Beziehung zwischen Mission, Kolonialismus und der heutigen Verantwortung der Organisation. Welche Herausfordeurngen sind mit Dekolonialisierung und der Schaffung einer Lerngemeinschaft verbunden? Welche positiven und negativen Aspekte machten die Mission im 19. und 20. Jh. aus? Die eigene Geschichte muss kritisch hinterfragt werden, um eine gleichwertige Zusammenarbeit mit Partnern im globalen Süden zu fördern.
Take Aways:
- Aufzählungs-TextDekolonialisierung ist eine wechselseitige Aufgabe.
- Aufzählungs-Text Mission hat eigenständige Akteure in den Gesellschaften hervorgebracht.
- Aufzählungs-TextDie Herausforderungen der Gleichwertigkeit sind komplex.
- Aufzählungs-TextZukunftsperspektiven erfordern ein Dranbleiben an den Werten der Solidarität.
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Speaker 1: Reflex, dein Podcast zur Kirche und Gesellschaft. Themen, dich bewegen? Wir diskutieren sie. Ein Podcast der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz. Hallo zusammen, ihr hört Reflex, euer Podcast für ehrlichen Content. Heute grüßen wir unsere Kolleginnen und Kollegen vom RefLab und von Refbejuso. Heute geht's bei unserer Ausgabe Mission. Je länger, je mehr wird bei Mission deutlich, dass es dort auch viel Geschichte mit der Kolonialisierung und dem Rassismus gibt. Seit einigen Jahren ist Mission 21 dabei, die eigene Geschichte dahingehend kritisch zu reflektieren. Wir wollen heute ein wenig darüber sprechen und darüber, was es bedeutet, 2025 ein Missionswerk zu sein. Zwei VertreterInnen von Mission 21 sind heute hier. Sie ist seit Juli diesen Jahres Mitglied der Geschäftsleitung von Mission 21 und leitet die Abteilung Bildung Austausch und Forschung. ist Missionswissenschaftlerin mit Schwerpunkt interkulturelle Theologie, Ethik und globale Christentumsgeschichte. Kolonialismus und Mission gehören zum Kerngebiet ihrer Forschung. Dr. Amelie Ecouet, vielen Dank fürs Vorbeikommen. Vielen Dank für die Einladung. ist eine sehr große Freude an diesem Gespräch teilzunehmen zusammen mit meinen Kollegen. Genau, und der Kollege ist für mich ein verlässlicher Partner in all unseren Kommunikationsarbeiten und seit zehn Jahren Medienbeauftragter der Mission 21. Außerdem ist der ehemalige Radiojournalist mit einer sonoren Stimme fantastisch. Einmal mit Profisarbeiten. Christoph Raths, ich grüße dich herzlich.
Speaker 2: Vielen Dank. Ich freue mich sehr, zu sein und über Mission 21 jetzt in der Gegenwart auch zu sprechen. Ich habe an euch beide erstmal eine persönliche Frage. Nämlich, wenn ihr nach eurem Beruf gefragt werdet, dann sagt ihr ja sicher oft, ich arbeite für Mission 21. Ruft das irritierte Reaktion manchmal auch hervor, weil Missionieren ist ja für manche Leute in unseren breiten Graden fast ein Schimpfwort. Das ist durchaus so, würde ich sagen, dass solche Irritationen hervorgerufen werden können. Für mich ist es meistens einfacher, wenn ich davon spreche, wie Mission 21 und meine Arbeit für die Organisation eigentlich eine im Glauben rundierte und wertenverpflichtete Arbeit ist und dann weiter ausführen kann, was ein Missionswerk heute eigentlich tut. und mit welchem Engagement wir in die Welt gehen und zusammen mit anderen Menschen versuchen, diese Welt ein bisschen besser zu gestalten. Also im Englischen gibt es ja den Begriff Faith-Based Organizations, den ich in dem Zusammenhang bevorzuge. Und das ist ja auch durchaus so, dass das je nach Kontext sehr unterschiedlich ist. In der Mehrheitswelt sind diese Irritationen etwas geringer, weil dort das Selbstverständnis von Kirche und Kirchen als tätige Akteurinnen in der Gesellschaft und damit eben auch als Trägerinnen von Missionen sehr viel selbstverständlicher sind.
Speaker 1: Und wie dem Christoph das war? Im Kontext, in dem ich lebe, im Umfeld Schweiz, Deutschland, da ist es durchaus verstärkt wahrnehmbar, die Irritationen. Es gibt allerdings auch einen Aspekt der historischen Wahrnehmung von Mission 21 und der Vorgängerorganisation Basler Mission. Die hat durchaus auch ein positives Image. Und wenn es dann die Arbeit geht, also Wenn es darum geht zu differenzieren, denn die Tätigkeit von Mise en 21 aktuell ist, dann weicht die Irritation eigentlich auch, wenn man erklärt, dass wir ein Werk sind, das schon lange nicht mehr im klassischen Sinn missioniert, sondern dass wir in den beiden Feldern tätig sind der internationalen Lerngemeinschaft, also dass wir uns als internationale Gemeinschaft verstehen, eine Gemeinschaft, wo wir miteinander lernen. und voneinander vor allem und dass wir der internationalen Zusammenarbeit tätig sind. Damit können die Leute wahrscheinlich dann mehr anfangen, wenn es konkreter wird. Vielleicht mögt ihr beiden ganz kurz erzählen, wie es denn dazu gekommen ist, ihr für Mission 21 arbeitet.
Speaker 2: Für mich ist das eigentlich ein Kreis, der sich in gewisser Weise schließt. Ich habe begonnen in der Bildungsarbeit für eine kirchliche Akademie und habe mich also früh schon den Fragen gewidmet, wie Menschen in aller Welt gemeinsam für diese Welt Sorge tragen können. Und ja, dann hat es einen kleinen Umweg gegeben über die Wissenschaft. Ich habe mich seit mehr als 20 Jahren in privaten und staatlichen Hochschulen auch in internationalen Zusammenhängen dafür engagiert, dass insbesondere auch junge Menschen ermutigt werden, sich diesen Themen zuzuwenden und dem neuen Verständnis von Missionen und dem ökumenischen Auftrag der Kirchen nachgehen können. Und das habe ich mit großer Passion und großem Engagement. gemacht und nun freue ich mich auf diese Tätigkeit einen alten Faden aufzugreifen, aber auch neue Akzente setzen zu können. Ich war beim Regionaljournal Basel Stadt Basel Land von Radio SRF tätig als Redaktor und Reporter und habe dann gemerkt, dass ich etwas anderes machen möchte, noch etwas, wo ich direkt etwas bewirken kann, wo ich Veränderung anstoßen oder mittragen kann. und zwar im globalen Süden und hier in der Schweiz. Ich habe deshalb im Bereich NGO etwas gesucht und bin dann bei Mission 21 eingestiegen. Da bin ich jetzt noch und ich finde es immer noch spannend. Bevor wir jetzt weitersprechen, habe ich euch noch ein paar Facts über Mission 21 mitgebracht. Die Vorgängerin von Mission 21, die Basler Mission, war im 19. Jahrhundert eine der ersten und größten evangelischen Missionsgesellschaften Europas. Entstanden 1815, gründete sie in Afrika und Asien christliche Kirchen.
Speaker 1: Zu Beginn des Jahres 2001 schlossen sich fünf Missionswerke zu Mission 21 zusammen. Das Werk engagiert sich in 15 Ländern, in Afrika, Asien und Lateinamerika, für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit sowie humanitäre Hilfe, für Friedensförderung, Bildung, Gesundheit, Ernährungssouveränität und Gegengewalt an Frauen und Kindern. Außerdem versteht sich Mission 21 als internationale Lerngemeinschaft mit Programmen für transkulturellen Austausch und interreligiöse Zusammenarbeit sowie Förderung des Verständnisses für globale Zusammenhänge. Das Angebot steht allen Menschen offen, unabhängig von Religion, Herkunft oder Geschlecht. Wir haben gerade schon das Stichwort Lerngemeinschaft gehört und innerhalb von diesem Bereich gibt es das Projekt Dekolonialisierung. Warum ist das dort angesiedelt? Warum ist das bei euch ein Thema? Die Lerngemeinschaft ist in der Tat ein wichtiges Wort, ein wichtiges Konzept, eine Vorstellung dessen, was unsere Organisation bedeutet. Ich möchte aber auch darauf verweisen, dass es keine Gegebenheit ist, sondern eine Lerngemeinschaft. Sie wächst, sie mutet sich etwas zu. Also die Trägervereine, die Kirchen und Organisationen von Mission 21. fühlen sich gegenseitig verpflichtet. Und insofern ist für mich Lernen eben eine grundsätzliche Haltung und gleichzeitig eine Einladung zum Handeln. Und das macht es ja gerade so spannend. Menschen leben in unterschiedlichen Zusammenhängen und sind sich dessen bewusst, dass die Lebensbedingungen ja fast schmerzlich unterschiedlich sind. Und diese
Speaker 2: Differenzen zu überbrücken, das ist eben die Aufgabe einer Lerngemeinschaft. Das Verständnis zu wecken dafür, dass Menschen unabhängig von dem Lebensort, an dem sie sind, sich etwas zu erzählen haben. Wie ist es eigentlich, wenn wir darüber nachdenken, welche Erde wir unseren Kindern hinterlassen? Also die Fragen der Nachhaltigkeit, die Frage der Sorge die Erde, die Schöpfung. Was passiert mit den zukünftigen Generationen? Sehr zentrale, aktuelle Themen. Genau an dieser Stelle ist das Thema Dekolonialisierung verankert. Es ist in dem Sinne kein Projekt, sondern ich möchte es mehr eine Aufgabe, eine wechselseitige Aufgabe benennen, dass man sich mit den Schmerzlichen Erinnerungen, die Kolonisation bewirkt hat in der Mehrheitswelt, aber eben auch als eine Reaktion und ein Bewusstsein in der Minderheitswelt. aus dieser Spannung ergibt sich eben ein sehr wertvoller Horizont, in dem man voneinander lernen kann. Da geht es also nicht jedenfalls nicht nur Benennung von Schuld oder die Benennung der schmerzlichen Erinnerungen, sondern es geht, ich nenne es gern, eine zukunftsorientierte Verantwortungsethik. Also was können wir gemeinsam tun, damit wir aus der Vergangenheit lernen, aber uns hoffnungsvoll in die Zukunft wenden können. Die Hinwendung zur Zukunft hat ihre Wurzeln bei Mission 21 auch schon in der Basel-Mission. In den 70er-Jahren gab es auch eine ganz starke Bewegung innerhalb der Schweizer Missionswerke und der Kirchen, wo man sich angefangen hat, damals schon selbstkritisch mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und mit der eigenen Haltung gegenüber den
Speaker 2: Kirchen im globalen Süden, die man zum Teil mitgegründet hat oder eben als Missionswerk die Grundlagen dafür gelegt hat. Dieser Wandel, dauert bis heute an. Also was wir heute der Kolonisierung nennen hat eigentlich auch schon in den 1970er Jahren so begonnen. Und ein wichtiges Element von Mission 21 ist auch, dass wir uns nicht als Werk verstehen, das jetzt in Basel sitzt und viele Partner hat, mit denen wir zusammenarbeiten. Das ist schon auch so. Aber das Verhältnis ist anders. Wir verstehen uns alle gemeinsam als Mission 21. Also alle, rund 70 Partnerkirchen und Organisationen in Lateinamerika, Afrika, Asien, aber auch hier in Europa, Partner, die uns auch mittragen in der gemeinsamen Arbeit. Die machen Mission 21 aus. Da lohnt sich an dem Punkt vielleicht noch eine kurze Einordnung. Also Missionarinnen und Missionare gingen ja im 19. Jahrhundert vor allem in Länder, die von den europäischen Staaten schon kolonisiert wurden. Die Missionen haben eben davon profitiert, dass sie dadurch Sicherheit und Stabilität gewonnen haben durch die kolonialen Herrschaftsstrukturen. Sie haben also ein Stück weit das unterdrückende System genutzt, ihre Missionstätigkeit Erweitern zu können. Könnt ihr mir dazu, aus dem was wir jetzt aus der Geschichte Wissen aufgearbeitet haben, mehr erzählen?
Speaker 2: Diese protestantische Version der Missionsbewegung in verschiedenen Ländern, in denen Mission durchgeführt wurde, ist ja nur eine Facette, eine Vignette sozusagen. Wir müssen einen viel längeren Zeitraum in Betracht ziehen, in der es eben koloniale Expansion gegeben hat und in dessen Zuge. eben auch zunächst Männer und dann etwas später auch Frauen, dieser Aufgabe zugewendet haben zu missionieren. Und diese Verflechtungsgeschichte zwischen einer territorialen Expansion durch den Kolonialismus und diese Missionsbewegung ist eben in einem viel breiteren Zeitraum angelegt. Und sie hat eben auch damit zu tun, dass dort bestimmte Arrangements getroffen wurden zwischen kolonialen Regierungen, die Interesse zum Beispiel an Land, aber auch an Rohstoffen haben und vor allen Dingen an Arbeitskraft von Menschen. Und da haben wir eben diese sehr schmerzliche Geschichte. der Versklavung von Menschen und der Verschleppung von Menschen, die bis heute nachwirkt. das ist nicht nur eine territoriale oder eine materiell-physische Auswirkung von Kolonisation, sondern eben auch eine, die den Geist, das Bewusstsein von Menschen bis heute prägt. Und von daher noch mal zurück, dieser Blick, den wir vorhin auf Dekolonialisierung gelegt haben, ist das eben auch eine wichtige Bewusstseinsarbeit in alle Richtungen. So denke ich, das eine sehr wichtige historische Aufgabe auch ist, diese Vorläufe und diese Verflechtungen bewusst zu machen. Und wie man zum Beispiel noch heute
Speaker 2: an bestimmten Handelshäusern im deutschsprachigen Raum, im Übrigen auch in der Schweiz nachlesen kann oder sehen kann, die dort Handelshäuser zum Beispiel an der westafrikanischen Küste etabliert haben, auch unter anderem Missionen zu erleichtern. Das war das Bewusstsein damals, dass Handel treiben, und sich missionarisch zu engagieren Hand in Hand gehen sollte. Ich kann hier höchstens ergänzen zu dieser tollen Ausführung, dass es gab durchaus auch Missionare, die sich aktiv gegen koloniale Behörden stellten in den Gebieten, in denen sie arbeiteten, die auch, die sich vor die lokale Bevölkerung stellten, je nachdem, Dem muss man natürlich genau schauen, wie wirkungsvoll das war. Engagiert sie das, taten sie Aber es ist ein Aspekt der Geschichte. Und vielleicht noch ein Nebensatz zur Gründung von der Basler Mission 1815. Ein Gründungsimpetus waren die Männer. Es waren damals alles nur Männer, die hinter der Basler Mission standen. Die Organisation auch verstanden als ein Element der Wiedergutmachung. wegen des internationalen Sklavenhandels. Das war ein Element, warum sie das tat. Über die positiven Aspekte, wenn wir vielleicht gleich noch kurz sprechen, was mich erstaunt hat, ich habe so ein bisschen eure Webinare, die Serie, die seit 2021, glaube ich, läuft, ein bisschen angeguckt und was da sehr deutlich wird, in Anführungszeichen, Zivilisierungsmission, die die Kolonialmächte vorhatten und der Bekehrungsauftrag gehen da so ein bisschen Hand in Hand.
Speaker 1: Amelie, du hast es ja eben schon angesprochen. Also man war natürlich sehr erpicht darauf, dass die lokale Bevölkerung vor Ort sich natürlich in dieses System einfügt. Arbeitskräfte, man wollte, dass die Leute lesen und schreiben konnten. Man hat doch sicher auch aus dem Grund geglaubt, ja, das ist ja was Gutes, was wir denen bringen. Ja, man muss das natürlich in der Zeitgeschichte verorten und sehen. Natürlich gab es dieses Bewusstsein, dass mit der missionarischen Tätigkeit eben ein positiver Effekt erzielt werden könnte und dass im Grunde auch diese befreiende Botschaft, die die Missionare bringen wollten, letzten Endes zur Emanzipation von lokalen Bevölkerung. beitragen könnte. Und ich denke, das hat es letztendlich auch. Wenn man sich in der modernen afrikanischen Literatur zum Beispiel einmal umschaut oder in anderen zeitgenössischen Literaturen in Lateinamerika und Asien, dann erscheint ja ein Themenstrang als besonders eindrücklich, dass Menschen sich jenseits von formalen Gesichtspunkten der Mission eben hingezogen gefühlt haben zu einer Botschaft, die genau ins Herz spricht, also die dieses Befreiungspotenzial der Menschen angesprochen hat. Aber in der Tat war es jedenfalls zu Beginn der Mission, protestantischen Mission im 19. Jahrhundert so, dass sie sich sehen haben als diejenigen, die etwas beitragen könnten zur Zivilisation. Da gab es noch diese Vorläufe, Ideen von einem Evolutionsmodell, also dass die Bekehrung, die Hinwendung zum Christentum auch gleichzeitig einen kulturellen Fortschritt, einen zivilisatorischen Fortschritt mit sich bringen könnte. Das hat etwas mit der naturwissenschaftlichen
Speaker 2: Forschung zu tun, die ja im 18. Jahrhundert, insbesondere in Frankreich, so stark angesetzt hat, wo man sich die Frage gestellt hat, was ist eigentlich der Mensch? Und da begann man eben mit vergleichenden Forschungen von dem ganz Kleinen bis hin überhaupt zu Menschen und hat also diese morphologischen Vergleiche angestellt. Und daher kommt diese Idee, dass es einen Entwicklungsfortschritt gibt, wenn man die Verkündigung des Evangeliums verbindet auch mit einer sogenannten zivilisatorischen Mission. Ich bin da sehr aufmerksam und sensibel für dieses Thema, weil es ja auch darum geht, dass man die Kulturen und die Selbstbestimmung von Menschen in ihren jeweiligen Kontexten ernst nimmt. Und das ist ja auch im Verlaufe der Zeit ein sehr großes Thema in der ökumenischen Zusammenarbeit, in kontextuellen Theologien geworden, wo die Menschen, die einst missioniert wurden, ihre eigenen Stimmen erhoben haben und gesagt haben, so sehen wir das. Das eigentlich keine Zivilisation, die wir sondern es ist vielmehr eine gleichberechtigte Auseinandersetzung und Kommentierung mit dieser befreienden Botschaft. Eigentlich haben die Missionare damals einen ganz elementaren Teil der christlichen Botschaft völlig außer Acht gelassen, nämlich dass die Menschen alle Gotteskinder sind und somit auch gleichwertig. Man hat das eher aus so einem Impetus gemacht, die westliche Welt ist überlegen. Wenn du konvertierst, dann
Speaker 1: beinhaltet das auch, dass man dann ein arbeitsames Leben führt, ein abstinentes Leben, gewisse Moralvorstellungen auch übernimmt, Kleidung, gewisse Geschlechterordnung getauften Musken sogar teilweise einen neuen Namen annehmen. Also das finde ich wirklich hart, weil Name ist Identität. Hat das eigentlich Auswirkungen bis in die Gegenwart, Amelie? Ist das heute noch so zu spüren? Absolut. Also mein Vorname wäre vor einigen Jahrzehnten noch nicht möglich gewesen. Da hätte ich einen europäischen Betaufnamen bekommen sollen. Ich danke meinen Eltern, dass sie das durchgesetzt haben, afrikanische Namen, das Christentum sehr gut zusammengehen. Ich nenne das den Loyalitätskonflikt. den die Missionare ausgelöst haben. Sie haben ja die Frage, ob Christ sein und Indonesia, Indonesierin sein oder Peruaner sein, Peruanerin sein zusammengeht, verneint und gesagt, dass es eben eine Entscheidung gegen die überlieferten Traditionen und Kulturen. sein müsste. Das ist, denke ich, ein sehr wichtiger Beitrag der eigenständigen Kirchen, die aus der Mission hervorgegangen sind, dass sie diesen Loyalitätskonflikt aufgelöst haben und gesagt haben, es geht eigentlich die Verwurzelung der christlichen Botschaft in den jeweiligen Kulturen. Das sehen wir heute sehr schön in der ecumenischen Bewegung. eben diese Auseinandersetzung, das was uns eint, das was uns verbindet und das was aber auch in verschiedenen Formen gelebt werden kann. Das zum Beispiel Gottesdienste mit unterschiedlichen Lieden und Formen der Begegnung oder dass wir unsere Kleidung zelebrieren können. Das sind Beispiele dafür, wie wir heute diese
Speaker 2: Situation überwunden haben. Das sieht man im praktischen Bereich auch ganz schön in Lateinamerika, finde ich, wo wir ja mit Organisationen zusammenarbeiten, die traditionellen indigenen Werte und auch den Umgang mit der Natur, das Verhältnis zur Natur, sehr stark in den Vordergrund stellen und dass diese Zusammenarbeit dann auch die Wertschätzung dieses Verbundenseins von der von Mensch und Natur und Kultur stärker berücksichtigt und auch in den Vordergrund rückt. Ich gehe noch mal kurz zurück in die Geschichte. Christoph hat es eben schon kurz erwähnt. Die Missionsgesellschaften haben ja auf der einen Seite auch zur lokalen Bevölkerung oft gehalten und haben sich eben gegen unterdrückerische Systeme auch manchmal aufgelehnt. Sie haben oft gegen Sklaverei sich ausgesprochen. Sie haben geholfen, Sprachen zu tradieren. Sie haben Schulen aufgebaut. Das ist also ein sehr positiver Aspekt, aber ich denke, es greift wahrscheinlich zu kurz, wenn wir uns auf diesen Errungenschaften ausruhen, oder? Ja, ich würde sagen, das ist immer wieder eine neue Einladung, sich dieser komplexen Geschichte und ihren Auswirkungen zuzuwenden. Ein Kollege aus Gambia, Lamine Sané, hat sehr gut ausgedrückt, indem er gesagt hat, die Mission hat bei allem, was es an Schwierigem hinterlassen hat, eben eines sehr deutlich bewirkt, dass es nämlich
Speaker 2: so etwas wie eigenständige Akteure und Akteurinnen der Transformation in den eigenen Gesellschaften hervorgebracht hat. Und deswegen wir nicht nur in den Kirchen, sondern eben auch in den Gesellschaften, wo Christen und Christinnen dazu beitragen, dass sie ihr Verständnis von einem befreiten, erfüllten Leben immer wieder nach vorne stellen und dass das, was wir als anwaltliche Fürsprache oder Mitsprache bezeichnen, dass sie sich immer wieder dafür einsetzen, dass ein Leben in Würde wichtig ist. Ich denke, das ist eine Wurzel der Mission, die jetzt natürlich in einem eigenständigen Gewand in den jeweiligen Gemeinschaften Kirchen sehr zum Tragen kommt und dazu beiträgt, dass wir eben ein plurales Christentum haben und eben auch außerhalb der Kirchen ein so spannendes Gespräch, eine Debatte darüber haben, wie wir Gesellschaften verändern können. Das ist, ich, etwas, was uns alle auch verbindet, die wir für Mission 21 arbeiten, dass wir glauben und der Überzeugung sind, dass niemand, weder Menschen noch Situationen so bleiben, wie sie sind, sondern dass sie sich verändern können und dass wir sie verändern können. Eure ehemalige Kollegin Claudia Buß, war Leiterin der Bildungsveranstaltungen bei Mission 21, schrieb mal in einem Text über Mission und Kolonianismus. Auch wenn Missionarinnen und Missionare Ansichten vertreten, die damals weit verbreitet waren, haben wir hierzu als ehemalige Missionsgesellschaft eine schmerzhafte historische Verantwortung gegenüber unseren Partnerinnen und Partnern in den ehemaligen Missionsgebieten.
Speaker 1: Die strukturellen Auswirkungen dieser diskriminierenden Unterscheidung zwischen The West und The Rest sind bis heute spürbar. Christoph, vielleicht kannst du mir erzählen, wie geht denn Mission 21 konkret mit dieser Verantwortung Das passiert auf verschiedenen Ebenen. Da kann Amelie sicher auch noch einiges dazu sagen, ist es die Aufarbeitung der Geschichte in verschiedenen Bildungsangeboten für ein Publikum jetzt in der Schweiz, in Deutschland, aber auch der Einbezug oder die Auseinandersetzung, der Austausch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Augenhöhe, auf gleicher Höhe, international. Einbringen der Stimmen aus Ländern, die verschiedene Aspekte von Mission und Kolonialismus selbst erlebt und erlitten haben und wo heute Forscherinnen und Forscher diese Erfahrungen und vor allem auch aus historischen Quellen eigene Ansätze zur Verarbeitung dieser Geschichte erarbeiten. Diese Stimmen bringt Misson 21 von mehr zu Gehör. Und dann ist natürlich auch in der kommunikativen Arbeit wichtig, dass wir uns sehr stark mit dieser Geschichte auseinandersetzen. Wir gehen auch auf Medien in der Schweiz zu und offerieren Möglichkeiten, mit Mitarbeitenden von Misson 21 über diese Aspekte zu sprechen. Und wir kommunizieren offen und proaktiv über diese Geschichte. Es geht darum, ganz ehrlich und offen zu sagen, was zeigt denn die Forschung aus der Gegenwart über die Verhältnisse von früher auf und was können wir daraus lernen. Das möchten wir als Mission 21 auch selbst sehr offen aufzeigen.
Speaker 2: bin ja neben meiner Funktion als Abteilungsleiterin auch als Mitglied der Geschäftsleitung verantwortlich für die strategisch-operative Ausrichtung. Da denken wir schon seit vielen Jahren darüber nach, welche strukturellen Veränderungen auch innerhalb der Organisation eingeleitet werden können, damit unsere Vision einer internationalen Lerngemeinschaft verbunden mit internationaler Zusammenarbeit wirklich auch lebendig wird und sichtbar wird. Und da möchte ich benennen, dass jedenfalls für mich sehr wichtig war, mich Mission 21 anzuschließen. Der Aspekt ist, dass Koordinationsbüros in den Ländern etabliert worden sind, in denen wir zusammen mit unseren Partnern aktiv sind. das ist ein strukturelles Beispiel, wie innerhalb der Organisation eben auch Veränderungen angestoßen worden sind und noch weiter vorangetrieben werden, die eben zur Glaubwürdigkeit der Organisation beitragen. Was ich bemerkenswert finde, das ist einerseits, wie Christoph sagte, eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. gibt, also so etwas wie eine selbstkritische Organisationsbiografie. Und auf der anderen Seite gibt es ganz konkrete Maßnahmen, die eben verdeutlichen, heute stehen wir als ein internationales Missionswerk, das auf Beziehungspflege, Augenhöhe achtet, auch dafür, dass das zum Ausdruck kommt, wie wir zusammenarbeiten. und dass wir nicht einfach Ideen aus Basel exportieren, sondern dass wir unsere Partner und Partnerinnen befragen, was sind eure Bedürfnisse und wie können wir zusammenarbeiten, sodass Lebensumstände verändert werden können. Dass die Ressourcen, bereits da sind, die Fähigkeiten, die bereits angelegt sind, dass die zum Scheinen
Speaker 2: gebracht werden. gehört denn auch zu diesen Anstrengungen, so eine Art emotionale Aufarbeitung? Und gibt es dort so ein Bedürfnis auch nach Entschuldigung, dass die ehemalige Missionsgesellschaft auch anerkennt, was sie vielleicht Falsches getan hat? Gibt es solche Bewegungen? Nehmt ihr das wahr? Ich höre viele Stimmen aus unseren Partnerorganisationen und Kirchen, die sagen, Thema ist eigentlich Dekolonialisierung. Das ist ja etwas, sehr in die Verfasstheit der einzelnen Gemeinschaften und Kirchen hineinspricht. denke ich schon, dass es etwas ist, was ich mehr als einen Prozess der gegenseitigen Annäherung und Aufmerksamkeit beschreiben möchte. wir sehen auch sehr deutlich, es nicht etwas ist, was wir fixieren können und sagen können. So ist es, sondern das ist etwas, was im ständigen Dialog ausgehandelt werden muss. gebe dir Recht, ist in der Tat etwas, manchmal auch ein schmerzlicher Prozess ist und das muss man anerkennen. Das gehört auch zu einer offenen und ehrlichen Art und Weise mit diesem Themenkomplex der gleichberechtigten Partnerschaften umzugehen.
Speaker 1: Ist es denn überhaupt möglich, dass wir aus dem globalen Norden unseren weißen Blick auf diesen globalen Süden überhaupt grundlegend ändern können? Meinst du, da hilft auch Glaube und Ethik? Aus meiner Sicht sind das schon wichtige Aspekte, aber ich möchte das eher so sagen, dass Glaube und Ethik qualifiziert werden müssen. Wir müssen sagen können, warum sie wichtig sind, auch in unserer Arbeit. Und da ist es immer wichtig, darauf zu verweisen, dass die Würde jedes Menschen zentral und daraus leitet sich ja ab, dass Gerechtigkeit oder das Eintreten für die Rechte von Menschen überall wichtig sind oder dass die Einheit der menschlichen Familie wichtig sind. Also das sind die Aspekte oder die Dimensionen, die diesen Glaubensbegriff für mich qualifizieren. Daraus ergibt sich eben auch, wie die Beziehungen gestaltet werden können. Wir haben ja vorhin darüber gesprochen, welche Auswirkungen Mission gehabt hat auf das Leben von Menschen, auf das Selbstbewusstsein und Selbstverständnis von Menschen. Und heute sehen wir eben, dass wir diese Beziehungen auf Augenhöhe gestalten wollen, indem wir auf die gleichberechtigten Partnerschaften setzen, die eben aus dieser qualifizierten Definitionen von Glaube und Ethik basieren. Das ist für mich der Ansatz, der Veränderungen anstösst. Diese Veränderungen helfen dann eben auch, erniedrigenden Blick auf andere zu überwinden. Es geht die Werte, die wir vertreten.
Speaker 2: Gleichberechtigtheit, diese Gleichwertigkeit aller Menschen, diese in den Mittelpunkt zu stellen, das ist etwas, was wir gemeinsam mit unseren Partnern wirklich überall anstreben. Und es gibt da auch innerhalb der Partnerkirchen oder Partnerorganisationen gibt es einen Austausch, wo wir merken, diese Werte sind nicht überall, sind bei uns vielleicht noch nicht so wie sie sein sollten. Wir merken, dass in Partnerkirchen sich Menschen innerhalb der Kirche auch nicht voll in ihren Rechten voll wahrgenommen fühlen. Und die Zusammenarbeit geht dann auch dahin, dass wir klar diese Gruppen und diese Menschen unterstützen möchten und ihre Selbstbestimmung auch unterstützen möchten. Das ist ein wichtiges Element. Vielfalt der Kirchen, gibt es ja auch Kirchen, die Werte vertreten, die nicht mit den Werten viel zu tun haben, die wir jetzt als Mission 21 oder unsere Partnerkirchen vertreten. Ich denke nur an die erfolgsorientierten Kirchen aus den USA, wo quasi die Mitglieder, wenn sie denn zu Reichtum kommen, ist das quasi ein Zeichen dafür. dass sie von Gott geliebt und angenommen werden. Das ist natürlich nicht die Ebene, wir Solidarität und Gleichwertigkeit aller Menschen anstreben. Und ich denke auch Christoph, ihr mit euren Mitarbeitenden trainiert das sozusagen auch oder dieses sich selbst reflektieren, bevor ich vielleicht in ein Partnerland gehe oder dass ihr eure Rolle auch reflektiert.
Speaker 2: Das ist auf jeden Fall ein Bestandteil für die Auswahl der Mitarbeitenden, dass darauf geachtet wird, jetzt zum Beispiel bei den Programmverantwortlichen, die in der Schweiz sind, sie bestimmte Verhaltensweisen, bestimmte Werte auch vertreten. Dazu gibt es natürlich auch Papiere bei uns. Wir haben eine Gender Policy, ist wirklich wichtig, wo es Gendergerechtigkeit geht. haben auch einen Verhaltenskodex. in Bezug auf Good Governance, wo wir darauf achten, dass auf allen Ebenen die Projekte und Programme so abgewickelt und gehandhabt werden, dass es ganz klaren ethischen Richtlinien entspricht, wie man so ein Projekt durchführen sollte. Also Stichwort Korruptionsvermeidung. Da wir ja eigentlich dafür eintreten, eine gerechte, friedliche und inklusive Gesellschaft anstreben zu wollen, natürlich auch Gendergerechtigkeit dazu. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Dafür haben wir in den letzten Jahren auch ein Sprachleitbild entwickelt, wo wir verschiedene Elemente der Sprache auch pflegen und sagen, das gehört für uns zu einer Sprache, die die Menschen einschließt, und zwar alle. Und dieses Verhalten ist durchaus in der Praxis Gar nicht immer so einfach, da gibt es auch immer wieder Stolpersteine. Ich denke manchmal ist das vielleicht auch gar nicht so leicht, dieser Rolle rauszukommen, weil wir im Westen sozusagen ja auch immer die sind, die das Geld geben. Wer das Geld hat, bestimmt auch. Und dann sprichst du von Gleichwertigkeit, von Gleichstellung auch. Das stelle ich mir schwierig vor, wenn immer die eine Seite das Geld hat.
Speaker 2: Das ist auch im Wandel, man übrigens sagen. Als Nebengleis das internationale Fundraising ist für uns auch ein wichtiger Aspekt. Viele Partnerorganisationen in Zusammenarbeit mit unseren Koordinationsbüros suchen auch in ihren eigenen Ländern nach Unterstützung, nach privaten Spenderinnen und Spendern oder nach Organisationen, nach Firmen, die weniger begünstigte Menschen oder aufgrund von kultureller Unterdrückung auch diskriminierte Menschen in den entsprechenden Ländern die Projektarbeit mit diesen oder mit den Organisationen unterstützen. Also die Geldmittelflüsse, sage ich mal, für die Unterstützung, das beginnt sich auch zu verändern. Auch unter dem Einfluss von solch Rabiaten entscheiden wie der Kürzung der USAID-Gelder durch Präsident Trump, eine Administration, die radikal Gelder streicht, die für die internationale Entwicklungs- oder die internationale Zusammenarbeit gedacht sind, löst natürlich auch Gedankenarbeit aus. Und es ist auch eine riesige Herausforderung, dem zu begegnen. Wichtig ist, dass in der Kommunikation, dass wir hier auch versuchen, gewisse Stereotype und Klischees einfach auch aufzulösen. Es ist durchaus bekannt, dass immer noch Fotos oder Texte, die Mitleid auslösen möchten, wirksam sind, wenn es darum geht, Spenden zu generieren. Aber wir sind auch in der Schweiz, in Europa, eine Lerngemeinschaft. Und wenn wir bestimmte Bilder und Texte, Klischees, die in Vorkommen mit anderen ersetzen. Wenn wir neue Sichtweisen auch in der Kommunikation einbringen, dann wird sich das auch mit der Zeit durchsetzen, so wie sich gewisse gesellschaftliche Veränderungen auch durchgesetzt haben. Wenn wir Menschen aus dem globalen Süden auf Augenhöhe abbilden, eben in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Stärke auch, ihrer inneren Stärke.
Speaker 2: Dann haben wir eine Chance, dass wir eine andere Form der Solidarität auslösen, also einer Solidarität, die nicht auf Mitleid gründet, sondern auf einen gemeinschaftlichen Austausch. Ich möchte das nochmal unterstreichen, was du sagst, Christoph. Das ist in der Tat sehr wichtig, dass es wie eine doppelte Bewegung, was wir vorhin über die Lerngemeinschaft gesagt haben. Es ist zunächst einmal auch eine Bewegung nach innen zu sagen, wir lernen auch, wir wollen nicht nur Bedingungen dafür bereitstellen, dass andere lernen können. Das wäre ja sozusagen aus einer institutionellen Perspektive der natürliche Reflex. Aber für uns ist es eben sehr wichtig, nach innen zu schauen, selbst zu lernen. daraus ein glaubwürdiges Zeugnis zu geben, was wir anstreben, eine Beziehungspflege, in der alle, die in dieser Gemeinschaft sind, Wertvolles beizutragen haben. Und das ist, ich, ein fundamentaler Wandel. Ja, Christoph, gibt ja seit, ich habe es kurz angesprochen, seit 2021 eben diese Webinarserie zur Dekolonialisierung. Es gibt Führungen, es gibt euer großes Missionsarchiv, also eine doch angestrebte, große öffentliche Aufarbeitung auch dieser Geschichte. Wie kommt diese Arbeit an? Interessiert das die Leute vor Ort in Basel, hier in der Schweiz? Wird das ... Angeschaut?
Speaker 2: Die Stadtführungen in Basel stossen auf grosses Interesse. Wir haben sehr viele Interessierte, die sich konkret in der Stadt damit auseinandersetzen möchten, was denn zum Thema Mission und Kolonialismus in der Stadt, in der Gesellschaft früher passiert ist. Man sieht es auch schweizweit. Es gab ja im Landesmuseum in Zürich ... Letztes Jahr eine grosse Ausstellung zum Thema, wo auch die Baslemission Thema war. Da kamen sehr viele Leute und haben die Ausstellung und die Begleitveranstaltungen besucht. Ich kann mir vorstellen, einer Welt wie Sie, Moment, jetzt ist, ja, ich viel gesprochen über gegenseitige Solidarität, Friedenschaften, Gerechtigkeit schaffen. Wir sind gerade in einer Zeit, in der es viele Nationalismen gibt und der Rassismus flammt auch wieder auf, wird es dann zunehmend schwerer, Eure Mission zu verfolgen. Die Herausforderungen werden sicher grösser. Das bin ich überzeugt. Das sehen wir international. Wir sehen es aber auch in der individuellen Entwicklung von vielen Menschen, dass die eigenen Interessen ganz plakativ einen höheren Stellenwert haben als solidarisches Handeln einerseits. Andererseits sieht man auch enorm viele ermutigende Beispiele. dass sich Menschen engagieren, dass Menschen sich zusammenschliessen für eine Veränderung, für eine Verbesserung auch in verschiedener Hinsicht, dass viele sich aufrütteln lassen durch den gegenwärtigen Zustand. Wenn wir uns hier weiterhin einbringen können und auch im Austausch bleiben mit Menschen, die sich ebenfalls engagieren, dann denke ich,
Speaker 2: ist vieles möglich, sodass diese Veränderungen sich wirklich auch bahnbrechen. Es braucht das Stichwort «Dranbleiben», denke ich. Stichwort «Dranbleiben» ist auch meines. Ich bin da auch sehr hoffnungsgetragen. Vielleicht muss man es sich so vorstellen, dass dieses Engagement, insbesondere in diesen Zeiten, sich weniger in den institutionellen Bahnen vollzieht, die wir gewohnt sind. Das betrifft ja nicht nur die Kirchen, sondern sozusagen das Bedürfnis von Menschen, sich zu engagieren, wird vielleicht eher in loseren Bewegungen sich vollziehen. Menschen sagen, sie wollen nicht unbedingt einer Kirche zugehören oder ein in einem bestimmten Verein oder einer bestimmten politischen Partei zugehören, sondern sie wollen sich engagieren, weil sie ein Thema wichtig erachten oder sich für bestimmte Werte einsetzen. Und daran glaube ich sehr, dass solche transnationalen Bewegungen eben auch neue Kräfte und neue Allianzen ergeben können, dann eben doch angesichts der zunehmenden Polarisierung ein wichtiges Gegengewicht setzen können. Also Bewegung und Gegenbewegung, ihr seht beides. Trotzdem, zuletzt ein kleiner Werbespot. Warum lohnt es sich, Mission 21 zu unterstützen?
Speaker 2: Mission hat eine lange Geschichte, hat eine mehr als 200-jährige Geschichte, in der sie sich aktiv und kritisch zunächst einmal mit dieser eigenen, sehr besonderen Organisationsbiografie auseinandersetzt. Das ist für mich allein schon eine bemerkenswerte Reife und Verantwortung für ein internationales Missionswerk. Es lohnt sich aber auch, Mission 21 zu unterstützen, gerade in Zeiten, in denen vieles brüchiger zu werden scheint. Gerade auf der Beziehungsebene sich für Mission 21 einzusetzen, weil wir eben Experten in der Beziehungspflege sind. Und zwar, wie wir vorhin besprochen haben, diese Beziehungspflege die Menschen, individuelle Menschen, eben auch Gemeinschaften, achtet in ihrer Würde, ihrer Gleichberechtigung und Selbstbestimmung und in der Fähigkeit, dass Menschen zusammen etwas bewirken können, dass immer wieder tragfähige Brücken der Verständigung auch gebildet werden können zwischen dem Nahbereich, das was mich unbedingt angeht, aber auch dem Bereich, der etwas weiter weg ist. Und da möchte ich noch einmal ins Gedächtnis rufen, dass ja auch die Präsenz von Menschen aus anderen Kulturen jeweils sehr bereichernd sein kann in diesem Zusammenhang. Diesen Fragen habe ich mich sehr intensiv auch in den letzten Jahren gewidmet, was zum Beispiel Gemeinden, fremder Kulturen und Sprachen für dieses Brückenbauen eigentlich austrägt und Mission 21 setzt sich für dieses Brückenbauen ein. Da kann ich fast nichts ergänzen. Höchstens noch die Überschrift, dass wir gemeinsam etwas bewirken. finde ich den Satz, würde ich gerne rausnehmen als Überschrift.
Speaker 1: Perfekt, also unterstützen Sie die Brückenbauer. Ja, Amelie, Christoph, herzlichen Dank für das Gespräch. Es war wirklich super mit Euch. Vielen, vielen Dank. Das heutige Zitat stammt vom anklikanischen Priester mit indischen Wurzeln Dr. Leslie Nefegna, dessen Uro-Großvater zum Christentum konvertierte. Er schreibt darüber, wie man die koloniale Vergangenheit aufarbeiten könnte. Lichtreflex Eine Aufarbeitung der Missionsgeschichte während der Kolonialzeit ist unumgänglich. Und sie muss von Seiten der kolonisierten Menschen sowie von Seiten der Menschen die diese Kommunalisierung betrieben, ernsthaft unternommen werden. Vor allem aber tut Not, dass dieser Prozess im offenen Dialog ehrlich und transparent geführt wird. Mit dem Ziel, auch ganz neue Wege zu beschreiten. Wir müssen zusammen einen großen Schritt nach vorne wagen. Die westlichen Missionen brauchen Unterstützung das schwere und auch hinderliche Gepäck des Millia Culpa ein gutes Stück beiseitelegen zu dürfen. Und unsere Brüder und Schwestern in den ehemals kolonisierten Ländern sollten befreit werden von der Lasteranklage, damit sie uns auf diesem Weg an die Hand nehmen können. Ich zitiere eine Stimme aus der Ökumene. Wir dürfen unsere Geschichte nicht vergessen, aber sie darf uns nicht beherrschen. Liebe Reflex-Community, herzlichen Dank fürs Dabeisein und Mitdenken. Ihr hört diesen Podcast nicht nur auf unserer Webseite eks-ers.ch, sondern auch auf Polygy, Apple Podcasts und allen anderen Gaming-Plattformen. Abonniert uns doch da und verpasst keine neuen Folgen. Und lasst uns eine positive Bewertung da. Das hilft der Sichtbarkeit. Danke schön. Auf Instagram und Facebook findet ihr die neuesten Posts der EKS. Die nächste Ausgabe von Reflex gibt's wie immer am Dienstag in zwei Wochen.
Speaker 1: Da werden wir ein heißes Eisen anfassen, nämlich Religion und Politik. Dazu kommen unser Ratsmitglied Michel Rudin und der ehemalige Nationalratspräsident Eric Nussbaumer zu mir in den Podcast. Bis dahin bleibt reflektiert. Bye.
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